Seit diesem Jahr sind vier neue Tunnels der Deutschen Bahn auf der Strecke Frankfurt - Würzburg zwischen den Gemeinden Laufach und Heigenbrücken in Betrieb. Im Rahmen dieses Neubaus wurde die Alarmierungsplanung der Bahnstrecke überarbeitet und ein neues Sicherheitskonzept erstellt. Ein wichtiger Teil dieses Sicherheitskonzeptes ist für die Kreisbrandinspektion Aschaffenburg die Ausbildung von „Multiplikatoren“ in der Bekämpfung von Bränden und der Rettung von Menschen aus unterirdischen Verkehrsanlagen, um eine dauerhafte Aus- und Fortbildung der Freiwilligen Feuerwehren im Umfeld dieser Tunnels zu gewährleisten.
Die Ausbildung dieser Multiolikatoren fand nun vom 25.09. bis 29.09.2017 bei der „International Fire Academy“ in Balsthal (Schweiz) statt.
Angeregt durch unsere Erkundigungen bei den oberfränkischen Nachbarn aus Coburg hatte die Kreisbrandinspektion Aschaffenburg neben einigen Besichtigungen diverser Tunnel und intensiven Diskussionen über das dortige Sicherheitskonzept auch von diesen Aus- und Fortbildungen in Balsthal erfahren. Da es zur Zeit in Bayern kein einheitliches Konzept für die Einsatzplanung und keine Ausbildungsmöglichkeiten der Wehrleute für unterirdische Verkehrsanlagen gibt, lehnten wir uns an die Vorgaben für die neue ICE Strecke Nürnberg - Erfurt, die durch den Coburger Landkreis nach Thüringen führt, an. Die Regierung von Unterfranken finanzierte uns einmalig aus staatlichen Mitteln die Ausbildung von zehn Multiplikatoren.
In Balsthal erwartete uns ein straffes Programm! Schon am Montag, direkt nach unserer Anreise wurde uns in einem Planspiel sehr plastisch die Aufgabenverteilung der Atemschutzgeräteträger und der Führung, sowie die technischen Probleme erläutert, die uns in unseren vier aufeinander folgenden und bis zu 2600 m langen Tunnels erwarten können.
Die Akademie setze dabei die vorab zugesandten Informationen über unsere Tunnels ein. Wir übten also sehr praxisbezogen an unserem heimischen Tunnel.
Die nächsten Tage standen ganz im Zeichen einer praktischen Ausbildung der Atemschützer, die später in Ihren Wehren die Aufgabe haben, die weiteren Feuerwehrmänner und Frauen ihrer Feuerwehr für Tunneleinsätze aus- und fortzubilden.
In den Übungsanlagen der IFA wurde an einem kompletten Übungszug, der in verschiedenen Wagons zum Teil auch brannte, das Bekämpfen der Brände und das Retten von Personen ausgiebig in vielen verschiedenen Szenarien geübt.
Sehr praxisnah wurden die Atemschutzgeräteträger zum Teil bei „Null Sicht“ und großer Hitze durch das Lehrpersonal von verschiedenen Schweizer Berufs- und Bahnfeuerwehren mit den taktischen Vorgaben vertraut gemacht, die unsere Schweizer Nachbarn für ihre vielen Tunnel entwickelt haben.
Wir staunten nicht schlecht, als in einem Zug im Tunnel auch ein gekippter Wagon durchsucht werden mußte!
Den vorgehenden Trupps wurden dabei von den Ausbildern viele Tricks und Kniffe gelernt, aber auch die persönlichen Belastungsgrenzen wurden aufgezeigt. Mehr als einmal kamen die Trupps vollständig nass geschwitzt und voll ausgepowert am Sammelpunkt außerhalb des Übungstunnels an!
Einhelliger Tenor der Beteiligten war: „Jetzt, nach dieser einwöchigen Ausbildung können wir es erahnen was ein Tunneleinsatz bedeutet und trauen es uns zu den Menschen im Tunnel auch unter schwierigen Bedingungen zu helfen“.
Ein weiteres Fazit der Truppe war: Die praktischen Erfahrungen sind zuhause schwer zu vermitteln und es müssten mehr Lehrgänge an solchen Einrichtungen für unsere Atemschutzgeräteträger stattfinden!
Auf der Thüringer Seite der Bahnstrecke Nürnberg - Erfurt werden die Wehrleute von Feuerwehren um die Thüringer Tunnels seit 3-4 Jahren auf Kosten des Landes aus- und fortgebildet, warum dies in Bayern nicht ähnlich durchgeführt wird, war die Frage der Kommandanten und Bürgermeister unserer Tunnelfeuerwehren.
Die Kosten für die Ausbildung von 10 Freiwilligen Feuerwehrmännern in den Übungsanlgen in Balsthal wurde einmalig aus staatlichen Mitteln durch die Regierung von Unterfranken getragen. Fahrtkosten und die fortgewährte Leistungen für Löhne und Gehälter der Teilnehmer wurden von den Kommunen gezahlt.
Der Wunsch aller eingeplanten Tunnelwehren nach einer kontinuierlichen Fortbildungsreihe für Tunneleinsätze durch den Staat ist nachzuvollziehen.
Es werden mehrere hundert Millionen Euro ausgegeben, um diese Tunnels zu bauen, die Freiwilligen Feuerwehren in Bayern mit Ihren Kommunen entlang der Tunnels müssen im Regelfall die Kosten der Aus- und Fortbildung zur Zeit selbst zahlen, ein Umstand der Fragen aufwirft….
Otto Hofmann, KBI Landkreis Aschaffenburg