Mit beeindruckender Beteiligung und klaren Botschaften fand am Freitagabend (06.06.25) die 39. Verbandsversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes Aschaffenburg in Blankenbach statt. Die Veranstaltung, die gleichzeitig als Dienstversammlung der Feuerwehrkommandanten des Landkreises diente, bot einen umfassenden Rückblick auf das vergangene Jahr sowie einen klaren Ausblick auf künftige Herausforderungen.
Breite Unterstützung aus Politik und Organisationen
Kreisbrandrat Frank Wissel, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, eröffnete die Versammlung und hieß zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung, den BOS-Organisationen sowie den Feuerwehren des Landkreises herzlich willkommen. Ein besonderer Gruß galt der stellvertretenden Landrätin Claudia Papachrissanthou, die in Vertretung für Landrat Dr. Alexander Legler an der Veranstaltung teilnahm.
In stillem Gedenken an verstorbene Kameraden
In einem würdevollen Moment bat Kreisbrandrat Wissel die Versammlung, sich zum Gedenken an die verstorbenen Feuerwehrkameraden zu erheben. Gemeinsam wurde all jener gedacht, die sich mit großem Engagement um das Feuerwehrwesen im Landkreis Aschaffenburg verdient gemacht haben. Besonders erwähnt wurde Walter Stenger, der Ehrenkommandant der Freiwilligen Feuerwehr Reichenbach, der erst kürzlich verstorben ist und als prägende Persönlichkeit in der Fusion der Hutzelgrund-Wehren in Erinnerung bleibt.
Einsatzstark und gut aufgestellt – Personalbericht 2024
Die Feuerwehren im Landkreis Aschaffenburg zählen derzeit 2.697 aktive Mitglieder – ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Mit einem Frauenanteil von 17,6 % und 1.062 ausgebildeten Atemschutzgeräteträgern sei man gut aufgestellt, so Wissel. Dennoch appellierte er an alle Feuerwehren, insbesondere bei der Atemschutztauglichkeit und Fortbildung nicht nachzulassen.
Nachwuchsarbeit als Zukunftsfundament
Die Kinder- und Jugendarbeit ist weiterhin eine tragende Säule der Feuerwehrarbeit im Landkreis: 634 Jugendliche (12–17 Jahre) und 822 Kinder engagieren sich in den Jugend- und Kinderfeuerwehren. Wissel lobte das Engagement der Betreuerinnen und Betreuer ausdrücklich: „Ohne ihre Arbeit wäre die Zukunft des Ehrenamtes Feuerwehr nicht gesichert.“
Trotz der positiven Zahlen bleibt die Tagesalarmsicherheit – also die Verfügbarkeit von Einsatzkräften während der Arbeitszeit – ein zentrales Problem. Der Kreisbrandrat appellierte an die Kommunen und öffentlichen Einrichtungen, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Einsätze freizustellen. Feuerwehr sei eine kommunale Pflichtaufgabe – „umgesetzt vom Ehrenamt“, wie Wissel betonte.
Feuerwehr ist unbezahlbar – auch im finanziellen Sinn
Wissel machte anhand einer Beispielrechnung deutlich, wie unverzichtbar das Ehrenamt ist: Eine hauptamtlich besetzte Feuerwehrgruppe würde Kommunen rund 3,2 Millionen Euro pro Jahr kosten. Dies macht deutlich, welchen Wert die ehrenamtlich tätigen Feuerwehrfrauen und -männer für die Gesellschaft haben.
Fahrzeuge, Gebäude, Ausstattung – viele Projekte realisiert
2024 konnten zahlreiche Neubau- und Modernisierungsprojekte umgesetzt werden, u. a. in Alzenau, Blankenbach, Stockstadt, Michelbach-Kälberau und Sailauf. Weitere Bauprojekte wie in Mömbris-Hutzelgrund, Johannesberg und Sommerkahl-Vormwald sind in Planung. Sorgen bereiten Verzögerungen in anderen Orten, etwa in Heigenbrücken oder Geiselbach-Omersbach – meist bedingt durch finanzielle Engpässe.
4.445 Einsätze im Jahr 2024 – professionelle Hilfe rund um die Uhr
Im vergangenen Jahr rückten die Feuerwehren zu insgesamt 4.445 Einsätzen aus, darunter 883 Brandeinsätze, 3.020 technische Hilfeleistungen, 78 ABC-Einsätze, 113 Sicherheitswachen und 351 sonstige Tätigkeiten. Rückläufig war die Zahl der wetterbedingten Einsätze – ein Jahr ohne große Unwetter.
Mit 713 First-Responder-Einsätzen leisteten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer einen entscheidenden Beitrag zur schnellen medizinischen Erstversorgung. Sie überbrücken dadurch wertvolle Minuten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes.
Derzeit sind 26 First-Responder-Gruppen im Landkreis aktiv. Besonders hervorzuheben ist die neue Kooperation zwischen der Feuerwehr und dem BRK in Karlstein, die das bestehende Netzwerk sinnvoll ergänzt und die Einsatzbereitschaft weiter stärkt.
Auch Feuerwehren ohne offiziellen First-Responder-Status haben in 50 medizinischen Notfällen rasch und wirkungsvoll geholfen. Sie konnten in kritischen Situationen vor Ort erste Maßnahmen einleiten und den Betroffenen zur Seite stehen.
Ausbildung auf hohem Niveau – Innovationen gefragt
Mit neuen Seminaren zu Bauunfällen, Aufzugsrettung und medizinischen Notfällen bei Kindern wurde das Ausbildungsangebot erweitert. Einige Kurse waren binnen kurzer Zeit ausgebucht. Kreisbrandrat Wissel dankte den Kreisausbildern für ihren Einsatz und rief die Wehren auf, bei Bedarf neue Ausbildungswünsche zu melden. Der Landkreis erhöhte kürzlich die Aufwandsentschädigung für Ausbilder auf 13 Euro pro Stunde – ein Novum in Bayern.
Feuerwehr und Kommune – ein Verhältnis auf Augenhöhe?
Mit kritischen Worten sprach Wissel den teils raueren Umgangston zwischen Kommunen und Feuerwehren an. Sparzwänge dürften nicht zu Misstrauen oder Abwertung führen. Er betonte: „Feuerwehr gibt es nicht zum Nulltarif – aber man kann sich motivierte Ehrenamtliche nicht erkaufen. Sie müssen sich wertgeschätzt fühlen.“
Solide Finanzen im Verband
Der stellvertretende Vorsitzende Peter Kernhof stellte den Kassenbericht 2024 vor. Dank eines erfolgreichen Benefizkonzerts und einer großzügigen Spende weist der Verband einen soliden Kassenstand aus. Schatzmeisterin Nicole Jeschke wurde für ihre umfangreiche Arbeit ausdrücklich gelobt.
Grußwort der stellvertretenden Landrätin
Zum Ende der Versammlung ergriff Claudia Papachrissanthou, stellvertretende Landrätin, das Wort. In Vertretung für Landrat Dr. Alexander Legler, der terminlich verhindert war, überbrachte sie dessen Grüße und Anerkennung.
In ihrem eigenen Grußwort sprach sie den Feuerwehrkameradinnen und -kameraden persönlich Dank und Anerkennung für ihre Leistungen aus:
„Im Landkreis Aschaffenburg ist immer Verlass auf unsere Freiwilligen Feuerwehren – ganz gleich, welche Lage eintritt. Ob Großbrand, Unwetter, Verkehrsunfall oder medizinischer Notfall: Unsere Feuerwehrleute sind hervorragend ausgebildet, bestens ausgerüstet und stets einsatzbereit. Ihr Engagement verdient höchste Wertschätzung und tiefen Dank.“
Besonders hob sie die gesellschaftliche Bedeutung der Feuerwehren hervor:
„Die Feuerwehr ist nicht nur eine Einsatzorganisation – sie ist die größte Bürgerinitiative im Landkreis Aschaffenburg. Darauf können wir alle gemeinsam stolz sein.“
Grußwort vom Leitenden Polizeidirektor Frank Eckhardt - Leiter der Polizeiinspektion Aschaffenburg
Eckhardt bedankte sich für die Einladung und hob die stets gute und kollegiale Zusammenarbeit zwischen Feuerwehr und Polizei hervor: „Egal, welche Einsätze es zu bewältigen gilt – es ist immer ein vertrauensvolles Miteinander. Das ist nicht selbstverständlich und verdient großen Respekt.“
Abschließend wünschte der Aschaffenburger Polizeichef allen Einsatzkräften – unabhängig von Organisation oder Uniform – ein gesundes und sicheres Heimkommen von jedem Einsatz.
Dank und Abschluss
Kreisbrandrat Frank Wissel bedankte sich abschließend bei allen Beteiligten – von den Ausbildern über die Verbandsgremien bis hin zu den Bürgermeistern und Gemeinderäten, die die Feuerwehren im Landkreis tatkräftig unterstützen.
Die Veranstaltung schloss mit den traditionellen Wahlsprüchen der Feuerwehr:
„Gott zur Ehr, dem Nächsten zur Wehr“ sowie „Einer für alle – alle für einen“.
Ein besonderer Dank galt der Freiwilligen Feuerwehr Blankenbach für die Organisation sowie dem Turnverein Blankenbach für die freundliche Bewirtung der Gäste.
Fotos: Fabien Kriegel, stv. Pressesprecher der Kreisbrandinspektion