Rund 270 Feuerwehrfrauen und -männer fanden sich am 15. Februar 2025 in der Maingauhalle in Kleinostheim ein, um sich in der alljährlichen Winterschulung über breitgefächerte Themen zu informieren.
Nach der Begrüßung durch Kreisbrandinspektor Thilo Happ startete Katastrophenschutzinspekteur des Lkr Bernkastel-Wittlich, Jörg Teusch, mit der Vorstellung eines glücklicherweise nicht alltäglichen Einsatzes.
Im August 2024 waren in einem Hotel in Kröv an der Mosel verdächtigte Geräusche zu hören, so dass sich die Hotelbetreiber entschlossen, das Hotel zu evakuieren. Noch während dieser Aktion stürzte das Hotel ein und neun Personen wurden von den Trümmern begraben. Sieben Personen wurden in Hohlräumen eingeschlossen, zwei Personen starben direkt beim Einsturz. Teusch, der die Einsatzleitung bei der Rettung der Personen innehatte, berichtete von der Komplexität der Rettungsmaßnahmen, die ein Zusammenspiel vieler Hilfs- und Rettungsorganisationen erforderte, wie zum Beispiel Polizei, Rettungsdienst, THW, Rettungshundestaffeln, Pressebetreuung, Seelsorge usw. Er betonte die Wichtigkeit von guter Kommunikation, der Notwendigkeit der politischen Unterstützung. Ein wichtiges Fazit für ihn war, dass stetige und jahrelange Übung und Zusammenarbeit unerlässlich sind, um sich im Einsatzfall aufeinander zu verlassen, die gegenseitigen Fähigkeiten zu kennen und ruhig und besonnen zu kommunizieren und zu arbeiten.
Dass die ersten Entscheidungen an einem Einsatzort über Erfolg und Misserfolg sowie über die Gesundheit und das Leben von Menschen entscheiden können, das konnte Thomas Lembeck, Direktor der Feuerwehr a.D. der Berufsfeuerwehr Essen, sehr eindrucksvoll vermitteln. Im Februar 2022 war auf dem Balkon eines Gebäudekomplexes in Essen ein Brand ausgebrochen, der sich aufgrund der enormen Windverhältnisse rasch ausweitete und spektakuläre Bilder lieferte. Die Entscheidung zweier freiwilliger Feuerwehrmänner, anstatt zum Gerätehaus zu fahren stattdessen Vorbereitungen für eine Evakuierung zu treffen, sowie der Beschluss der ersten Führungskräfte, nicht primär die Brandbekämpfung einzuleiten, sondern alle Wohneinheiten zu evakuieren, auch wenn sie noch gar nicht vom Brand betroffen waren, führte zu dem Ergebnis, dass es lediglich drei Leichtverletzte zu beklagen gab. Der Wohnkomplex brannte in den Stunden nach der Alarmierung völlig aus und konnte nicht gehalten werden.
Das Einsatzspektrum der neuen Löschrobotereinheit der Berufsfeuerwehr Hanau stellte Amtsleiter Hendrik Frese vor. Hintergrund der Beschaffung ist die vermutete hohe Belastung der Hanauer Waldgebiete mit Munition und Blindgängern aus dem zweiten Weltkrieg. Das hat zur Folge, dass bei Waldbränden (die Berufsfeuerwehr Hanau wird zu rund 60 Waldbrandeinsätzen jährlich alarmiert) die Einsatzkräfte entweder unter erhöhter Gefahr oder gar nicht bis zum Brandherd vordringen können. Der Löschroboter soll dieses Problem beheben, da er aus mehreren hundert Metern Entfernung gesteuert werden und somit fast alle Brandstellen erreichen kann. Auch Brände in Lagerhallen oder anderen weitläufigen Gebäuden und Lagerflächen sind das perfekte Einsatzgebiet für den Roboter.
Die zweite Hälfte des Schulungstages leitete Carsten Stock, Brandrat a.D. bei der BF Essen, ein. Er thematisierte, wie vor allem Führungskräfte ihre Kameradinnen und Kameraden motivieren können. So konnte er aus seiner langjährigen Erfahrung berichten, dass in der Regel das Loben zu kurz kommt, Kritik aber sehr leicht geäußert wird. Anhand vieler unterhaltsamer und anschaulicher Beispiele verdeutlichte er, wie man mit wenigen Veränderungen die Stimmung und Motivation in den Feuerwehren positiv beeinflussen kann.
Kerstin Förtig, KFZ-Sachverständige, schloss sich mit ihrem Vortrag über die Analyse von KFZ-Unfällen an. Sie erläuterte insbesondere, wie Feuerwehren dazu beitragen können, Unfallspuren zu erhalten und eine Rekonstruktion eines Unfallhergangs zu ermöglichen.
Rüdiger Mann von der Hochschule Aschaffenburg brachte im vorletzten Vortrag des Infotages die Technik und Gefahren von Energiespeichern beim Löscheinsatz näher. So gab es Einblicke in den Aufbau und die Funktionsweise von Energiespeichern und Erfahrungen, die von Feuerwehren bei Bränden gemacht wurden.
Zum Abschluss der Schulung wurde durch KBM Marco Eich das aktuelle Konzept für Flächenlagen vorgestellt. Dieses kommt dann zum Einsatz, wenn punktuell oder im kompletten Landkreisgebiet ein so großes Einsatzaufkommen herrscht, dass dies von der Leitstelle alleine nicht mehr disponiert und betreut werden kann. Dann werden – je nach Bedarf – die Kreiseinsatzzentrale, die Abschnittsführungsstellen des Landkreises und die gemeindlichen Führungsstellen alarmiert und besetzt, um eine effektive Einsatzabarbeitung zu gewährleisten. Für das aktuelle Jahr sind landkreisweite Schulungen und Übungen geplant, um für den Ernstfall gewappnet zu sein.
Im Anschluss an die Fachvorträge meldete sich Kreisbrandrat Frank Wissel zu Wort, um für die Teilnahme und insbesondere für die Organisation der Winterschulung zu danken.
Ein herzliches Dankeschön geht an die Kameradinnen und Kameraden der FF Kleinostheim, die sich für die Bestuhlung der Halle und die Bewirtung der Gäste verantwortlich zeigte, ein Dankeschön geht auch an die Aussteller, die im hinteren Teil der Halle ihre Informationsstände und Ausstellungsobjekte aufgebaut hatten und den interessierten Feuerwehrleuten mit Ratschlägen und Tipps zur Verfügung standen.
Zu diesen gehörten die Firmen Weinhold Feuerwehrbedarf, Die Schlauchwerkstatt, Schimpf Feuerwehrbedarf, ASM, Handelsforum Würzburg.
(Text: Andreas Hausotter; Bilder: Sascha Rheker)